Peter Anderegg      © Text und Bild

September 2025

Warum kein sofortiger Stopp bei gebrochenem Rad?

Im Sommer 2023 verursachte ein gebrochenes Rad eines Güterwagens einen grossen Bahnunfall im Gotthard-Basistunnel.
Am 11.9.2025 veröffentlichte das BAV die erste Massnahmen zur Verbesserung der Sicherheit des Schienengüterverkehrs:
« … minimale Raddurchmesser, eine systematische und häufigere Wartung sowie optimierte Kontrollen …». Dafür gab es Lob und Kritik. Die Wirksamkeit der Massnahmen kann ich nicht beurteilen. Bereits im März 2025 machten sich jedoch Fachleute aus der Bahnbranche berechtigt Sorgen, weil zu viele Güterwagen mit beschädigten, angerissenen Rädern durch Europa rollen. Einig sind sich alle: So ein Unfall darf sich nicht wiederholen. Der Tunnelröhre war ein Jahr gesperrt und der Sachschaden betrug 150 Millionen Franken.

Was allerdings bis jetzt nicht thematisiert wurde: Warum wird ein Zug mit einem gebrochenen Rad nicht sofort gestoppt? Im Gotthard-Basistunnel fuhr dieser noch 8 Kilometer mit herunterhängender Achse weiter, bis es zur Entgleisung bei einer Weiche kam. Die grosse Zerstörung der Infrastruktur über diese ganze Strecke war damit angerichtet. Stand der Technik gibt es verschiedene Möglichkeiten, Schädigungen am Rollmaterial wie Radbrüche, angerissene Räder oder Achsen zu detektieren. Beispielsweise Vibrationssensoren, die auf jedem Güterwagen installiert werden und via einer permanenten Messdatenerfassung einen Schnellstop einleiten könnten. Man müsste nur wollen – und zwar europaweit.

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